Corona-Krise
und Dating

Singles auf Abstand – warum darin auch eine Chance liegt

 

Noch vor 3 Wochen sprach nichts dagegen, sich auf ein Date zu treffen. Sogar vor zwei Wochen noch haben wir uns nicht recht vorstellen können, was da auf uns zu gerollt kommt. Wir haben es schlicht unterschätzt, mit welcher Wucht ein Virus die ganze Welt größtenteils auf Stop schalten kann. Spätestens seit dieser Woche haben wir hoffentlich alle vollends den Ernst der Lage begriffen und bleiben zuhause, halten Abstand und reduzieren unsere sozialen Kontakte auf ein absolutes Minimum. Noch nie war es so wichtig, auf der Couch sitzen zu bleiben, Netflix zu schauen oder den Keller zu entrümpeln. Unser Alltag ist auf Pause gestellt und wir müssen gerade alle umdenken und lernen, mit so wenig Außen umgehen zu können. Innehalten ist Programm. Wir können aktuell nicht unsere Freunde und teils nicht die Familie sehen. Dates haben? Die Vorstellung scheint gerade wie aus einem anderen Leben. Waren Tinder & Co eigentlich Standard, werden sie gerade für viele etwas reizarm, weil das oft praktizierte Fuck & Go grad sowas von nicht drin ist. Und auch Konversationen jenseits dieser Intention bleiben mit der Ungewissheit ummantelt, wann man sich denn irgendwann in eher weiterer Zukunft mal treffen kann. Dating-Game-Over.

Wie surreal, dass eines der schönsten Gefühle der Welt – nämlich das Sich-zueinander-hingezogen-fühlen, dieser Magnetismus zwischen zwei Menschen – gerade eine echte Gefahr ist und wir physischen Abstand halten müssen. Aber wie geht man in diesen Zeiten damit um? Das Bedürfnis nach Nähe, Flirten, Sex und – ja großer Begriff: Liebe – lässt sich nun mal nicht einfach ausschalten. Sich als Single jetzt in die Opferrolle begeben und sich selbst leidtun, dass man jetzt aus dem Dating-Karussell aussteigen muss und stattdessen in den Enthaltsamkeitstrain einsteigen? Großer Fail, wie ich finde.

Die Situation als Chance sehen

Lasst uns die Situation doch auch beim Daten als Chance sehen! Als Chance nochmal etwas Teenager-Vibes in unser Leben zu zaubern: Wir müssen Wege finden, miteinander zu kommunizieren. Auf das Schreiben folgt eben nicht das Treffen, was wiederum nicht selten blindem Konsum gleichkommt. Ne, hier müssen Zwischensteps eingeschoben werden: Voicemails, Telefonieren, WhatsApp-Calls oder was auch immer. Alles drin, nur eben keine körperliche Nähe. Bisschen wie früher als jeder nächste Schritt ein Oberhit vorm ersten Mal war. Das kann mal wieder spannend sein. Wir sollten auf ehrliche Konversation setzen, die uns emotional zwischen all den momentanen Ängsten und Sorgen enger zusammenrücken lässt und uns auch von Nachrichtenticker ablenkt. Mentalhygiene inklusive. Das Gute on top: Man lernt den Menschen etwas kennen. Man beschäftigt sich im besten Fall ganz anders mit dem weit entfernten Gegenüber. Hopp oder Top: Digitalkontakt oder keinen Kontakt. Und dann halt Sehnsüchte irgendwie zuschütten.

"Das ist enorm bedeutend und bietet die Möglichkeit, vor allem in dieser schwierigen Zeit eher eine gute Portion nachhaltiger Wärme abzuholen als kurzzeitig Heißes. "

Wir sind doch so sehr gewöhnt, dass wir alles zu jeder Zeit haben können, auch beim Daten. Wie großartig ist es denn bitte, dass wir mal andere Wege gehen müssen? Dass wir gerade mal am Ball bleiben und unser Interesse nicht nach dem Treffen oder unverbindlichem Sex dahin ist? Das ist enorm bedeutend und bietet die Möglichkeit, vor allem in dieser schwierigen Zeit eher eine gute Portion nachhaltiger Wärme abzuholen als kurzzeitig Heißes. Und das ist grad ganz schön viel wert, finde ich. Außerdem schließt ja das Eine das Andere nicht aus: Es ist auch gut reizvoll, wenn man sein Kopfkino mal anschmeißt und nicht direkt All In geht. Dafür aber länger etwas zum Vorstellen hat. Pubertätsalarm, Ahoi!

Und auch für alle, die grad voll fein mit Match, Sex und Next sind, gibt es ja Mittel und Wege: Hello Sexting, hello Telefonsex. Wir können uns da kreativ austoben. So oder so, in der Zwangspause vom normalen Leben liegen auch Chancen für Abenteuer, das ist gerade alles eine Frage des Mindsets. Von daher: I’m just a Teenage Dirtbag.

Headerfoto: Photo by cottonbro from Pexels

Text: Jenny

Jubel Trubel Zweisamkeit-Gründerin, Fan von Wortneuschöpfungen und Songs, die sich dramatisch steigern. Die hört sie am liebsten laut beim Auto fahren oder während sie klitzekleine Sachen in Schachteln ordnet. Nebenbei arbeitet die Detailverknallte als Freelancerin – ihr Ding: alles, was mit Copywriting, Social Media und Texten zu tun hat. Ach ja, und Kirmes. Übrigens würde sie ganz gerne auf der nächsten Hochzeit den New Girl-Ententanz nachstellen. Wer Bock hat mitzumachen, gerne mal melden!

Foto by Betty

Veröffentlicht am 21. März 2020
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